„ Lernen in zwei Sprachen – Bilinguale Grundschule Englisch“
Motivation
„Die Vielfalt der Sprachen und Kulturen ist ein Reichtum, den es durch geeignete Bildungsmaßnahmen zu erschließen gilt.“ (KMK-Beschluss vom 08.12.2011)
Mit Blick auf eine zunehmend international geprägte Lebenswelt und ein wirtschaftlich zusammenwachsendes Europa gewinnt die Beherrschung weiterer Sprachen neben dem Deutschen an Bedeutung. Jede Bürgerin und jeder Bürger der EU sollte im Rahmen einer zukunftsorientierten Fremdsprachenkonzeption zusätzlich zur Erstsprache zwei weitere Sprachen erlernen (langfristiges Ziel des Europäischen Rates, Barcelona 2002).
Die Internationalisierung der Schulen ist auch eine wichtige Aufgabe der Bildungspolitik in Bayern (vgl. Regierungserklärung des Herrn Ministerpräsidenten Horst Seehofer vom 12.11.2013). Damit die Schülerinnen und Schüler langfristig ein hohes Niveau an
Kommunikationsfähigkeit im internationalen Kontext erreichen, gilt es, ihre Sprachkompetenzen früh aufzugreifen und zu entfalten. Dabei kommt dem Erwerb des Englischen in seinem Status als internationale Verkehrssprache in Wirtschaft und Wissenschaft besondere Bedeutung zu.
Ziele
– Individuelle Sprachförderung
Der Schulversuch richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit oder ohne Vorkenntnisse in der englischen Sprache. Damit wird für zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder die Möglichkeit geschaffen, ihre Sprachen parallel weiterzuentwickeln. Die Entwicklung der sprachlichen Kompetenz im Deutschen wird dadurch grundsätzlich positiv beeinflusst. Zudem soll ein kontinuierlicher Übergang von bilingualen Kindertageseinrichtungen in die Grundschule gewährleistet werden.
– Frühe Förderung und Mehrsprachigkeit
Die Schülerinnen und Schüler werden nach dem Grundsatz des „Integrierten Lernens von Inhalten und Sprache“ (Content and Language Integrated Learning) unterrichtet. Bei geeigneten Themen und Anlässen werden Unterrichtseinheiten oder –phasen im Rahmen des Grundlegenden Unterrichts und im Fach Sport (Jahrgangsstufe 1/2) bzw. in verschiedenen Fächern (Jahrgangsstufe 3/4) in englischer Sprache durchgeführt.
Der Unterricht orientiert sich dabei an den in den Fachlehrplänen des LehrplanPLUS formulierten Kompetenzerwartungen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, englische Äußerungen der Lehrkraft zu verstehen, zunehmend selbstständig im Englischen zu kommunizieren und die erworbenen Sprachkenntnisse situations- und fachbezogen anzuwenden. Im Verlauf der Jahrgangsstufen 1 bis 4 wird ihre Sprachkompetenz kontinuierlich aufgebaut.
– Entwicklung von Sprachbewusstheit
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln die Fähigkeit, sich aufmerksam und bewusst mit ihrer Erst-, Zweit- bzw. der neu erlernten Fremdsprache
auseinanderzusetzen. Sie vergleichen Begriffe und Redewendungen in verschiedenen Sprachen, reflektieren den eigenen Sprachgebrauch und regen sich gegenseitig zur Korrektur an.
– Anbahnung interkultureller Handlungskompetenz
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eine vertiefte Wertschätzung für die Vielfalt von Sprachen und Kulturen. Der Gebrauch verschiedener Sprachen wird zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Schullebens.
– Entfaltung eines Schulprofils „Bilinguale Grundschule“
Die beteiligten Modellschulen erproben profilbildende Maßnahmen zur Ausgestaltung eines Schulprofils „Bilinguale Grundschule Englisch
Eckpunkte
- Das Schulprofil „Bilinguale Grundschule Englisch“ wird als freiwilliges Angebot an 21 Modellschulen in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 entwickelt und erprobt.
- Schrittweise wird an den teilnehmenden Modellschulen pro Jahrgangsstufe eine bilinguale Klasse eingerichtet (kontinuierlicher Aufbau eines bilingualen Zuges ab Jahrgangsstufe 1). Die Aufnahme in eine bilinguale Klasse erfolgt nur mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten.
- Der Unterricht in der bilingualen Klasse orientiert sich an den in den Fachlehrplänen formulierten Kompetenzerwartungen und am individuellen Lernstand der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Die Fremdsprache kommt bei geeigneten Themen und Anlässen zum Einsatz.
- Für den Unterricht in der englischen Sprache werden qualifizierte Lehrkräfte
eingesetzt (erfolgreiches Studium von Englisch als nicht vertieftes Fach). Sie werden
im Rahmen des Modellversuchs fortlaufend fachlich und sprachlich weiterqualifiziert. - Die kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Schulversuchs
ermöglichen es, wichtige Erkenntnisse für den weiteren Ausbau der bilingualen
Angebote an staatlichen Grundschulen im Freistaat Bayern zu gewinnen.